Tucher & Walther

Die Firmengeschichte

Die Firma Tucher & Walther wurde im Frühjahr 1978 von den Gesellschaftern Elisabeth Walther und Bernhard Tucher in Nürnberg-Gostendorf gegründet. Der Firmensitz befand sich damals in der Fürther Straße. Zweck der Unternehmung war der Verkauf von älteren Blechspielzeug-Lagerbeständen der Firma "Schuco", "Biller" und anderer an Sammler. Da viele der Spielzeuge reparaturbedürftig waren, wurde eine kleine Werkstatt benötigt. Im Jahr 1979 eröffnete man zusätzlich zum vorhandenen Geschäftszweig einen Großhandel mit neuen Blechspielzeugen, da die alten Lagerbestände langsam zur Neige gingen.

1979 stellte Tucher & Walther zum ersten Mal ihr Handelssortiment auf der Nürnberger Spielwarenmesse aus. Um sich von konkurrierenden Anbietern abzuheben, wurde ein Zeppelin und ein Riesenrad entworfen und gebaut. Diese, mehr oder weniger, als Dekoration gedachten Stücke fanden überraschenderweise Käufer, und so mußte zwangsläufig mit deren Produktion begonnen werden. Dies war am Anfang mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da weder die richtigen Werkzeuge, noch die dazu nötigen Kenntnisse in ausreichendem Maß vorhanden waren. 1983 zog die Firma in ein neu erworbenes Gebäude in der Nürnberger Otilienstraße und bereits 1986 wurde ein Werkstattanbau hinzugefügt.

Im Jahr 1992 erfolgte dann der Neubau und Umzug nach Emskirchen in eine moderne Fabrikationshalle, die nartürlich ganz andere Perspektiven eröffnete. Aufgrund der steigenden Nachfrage mußte Personal und Produktion stark erweitert werden. So wurde bereits 1993 ein Anbau angefügt - 1997 ein Weiterer. Somit waren nun die Kapazitäten vorhanden, die schönen Blechspielwaren für den Versand in der ganzen Welt herzustellen.


Bei Tucher & Walther wurden zwei verschiedene Wege der Fertigung beschritten: Einmal handgefertigte Sammlerspielzeuge, die in kleinen, limitierten Auflagen hergestellt wurden. Als Grundmaterial verwendete man verzinntes Weißblech, das in vielen Arbeitsgängen geschnitten, gebogen, gestanzt und zusammengelötet wurde. Nach einer Grundlackierung wurden die Teile entweder bemalt oder per Siebdruck bedruckt. Also eine Art der Fertigung, die von 1880 bis ca. 1920 angewandt wurde. Später begann man dann, die Blechspielzeuge mit Stanzwerkzeugen aus bereits bedruckten Blechtafeln auszustanzen und zu montieren. Allerdings war und ist die Herstellung dieser Stanzwerkzeuge aus Formstahl sehr teuer und lohnt nur bei großen Auflagen.

Seit der Wende ins 20. Jahrhundert war Deutschland, besonders der Raum Nürnberg, als Zentrum der Blechspielzeugherstellung bekannt. Namhafte Firmen wie Lehmann, Schuco, Bing, Köhler, Arnold, Gama usw. exportierten schon damals ihre Artikel in alle Welt. Zu dieser Zeit wurde Blechspielzeug noch als reines Kinderspielzeug angesehen, während es heute als Sammlerspielzeug für Erwachsenen teuer gehandelt wird. Durch den Siegeszug des Plastikmaterials sind viele dieser Hersteller in den Konkurs getrieben worden oder haben ihre Produktion auf andere Materialien umgestellt. So wurden vielfach Stanzwerkzeuge zur Spielzeugherstellung einfach verschrottet. Nur glücklichen Zufällen ist es zu verdanken, daß einige Herstellungswerkzeuge noch komplett vorhanden und zum Einsatz kommen konnten. Außerdem benötigte man auch noch die Lithographie - über die Hälfte der Nürnberger Blechdruckereien existieren nicht mehr.

Die lithografierten Spielzeuge von Tucher & Walther stammen von den ehemaligen Nürnberger Firmen "Tipp & Co", "Blomer & Schüler" und "Nürnberger Blechspielwaren" und konnten nur deswegen weiterproduziert werden, da die Originalwerkzeuge aus den 50er Jahren in einwandfreiem Zustand und komplett waren. Die Herstellung erfolgte bis zum Schluß mit diesen alten Exzenterpressen, Handspindelpressen und Tafelscheren.

Im Jahr 2009 wurde die Produktion eingestellt und die vorhandenen Mustermodelle dem Spielzeugmuseum in Nürnberg übergeben.

conrad-antiquario möchte mit dem Tucher & Walther Modell- und Katalogarchiv die Arbeit dieser außergewöhnlichen Firma dokumentieren und so für jetzige und zukünftige Sammler eine interessante Informationsquelle bieten. Wir bedanken uns dabei vor allem bei Herrn Bernhard Tucher für die Bereitstellung des umfangreichen Bild- und Textmaterials rund um die Produkte und Historie von Tucher & Walther.

Quelle: Bild und Text nach Originaldokumenten von Bernhard Tucher